Aktuelles: Wilhelm-Lehmann-Preis 2023

Der Wilhelm-Lehmann-Preis
2023 geht an den Lyriker Jürgen Nendza

Autor*in Beate Kennedy
Erschienen am: 13.3.2023


Für sein Gesamtwerk erhält der Lyriker Jürgen Nendza den diesjährigen Wilhelm-Lehmann-Literaturpreis der Stadt Eckernförde. Dort findet am 17. November 2023 die Preisverleihung statt. 

In seinem weit gespannten Werk hat er für eine der großen Veränderungen der sichtbaren Welt, das Verschwinden der alten Industrien und die Terrainverschiebungen des Tagebaus, eine poetische Sprache gefunden. Sein  jüngster Gedichtband Auffliegendes Gras (2022) ist ein Höhepunkt seiner Dichtkunst, in der nüchterne Bestandsaufnahme und halluzinatorische Wahrnehmungsintensität einander durchdringen. 

Cover des Gedichtbands: “Auffliegendes Gras” von Jürgen Nendza, erschienen im Verlag Poetenladen, März 2022

Im neuen Band „Auffliegendes Gras” heißt der erste Gedichtzyklus „Abraum”. Er ist eine überaus genaue poetische Vergegenwärtigung der verschwindenden Landschaften und Dörfer in den Gebieten des Rheinischen Braunkohletagebaus. Süddeutsche Zeitung, Lothar Müller (April 2022)

Leben & Werk

1957 in Essen geboren und aufgewachsen, hat Jürgen Nendza  lange in Aachen gelebt und ist inzwischen nach Köln übergesiedelt. Die Geographie seiner aktuellen Gedichte umfasst die Abraumhalden des Ruhrgebiets  ebenso wie die rheinischen Tagebaugebiete, in denen Wälder gerodet werden, Dörfer  verschwinden und künstliche Seen entstehen. Eher der Rhythmus als der Reim hält seine Gedichte zusammen und zieht souverän Verbindungslinien zwischen Geologie und Zeitgeschichte. Die Landschaften im Dreiländereck zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden werden Nendza zum Gelände, in dem sich Spuren der Kriege und totalitärer Herrschaft zeigen. 

Aus einer Streichholzschachtel hört er das Echo seiner Kindheit heraus, an den Dingen des Alltags liest er die Zeichen der Zeit ab. In seinem Arboretum sind die Bäume nicht Exempel einer Taxonomie, sondern stehen in ihren angestammten Lebensräumen. Mit seinem feinen Gehör lauscht er den Fachsprachen ihre poetische Seite ab und findet  in der „Rüttelverdichtung“ aus dem Lexikon der Geowissenschaften ein Bild für sein eigenes Verfahren. Seine Wahrnehmungsgenauigkeit und Hellhörigkeit nimmt er mit auf Reisen, und kehrt mit Versen zurück, in denen die Nordseeküste, die Karibik, Umbrien oder Kreta sich im Kaleidoskop seiner knappen Zweizeiler spiegeln. 

Der Dreiklang aus Landschaft, Geschichte und Dingwelt, den Jürgen Nendza seit einem Vierteljahrhundert in seinen Gedichtbänden anschlägt, gehört zu den großen Errungenschaften gegenwärtiger Lyrik. 

Poetenladen – der Verlag, widmet sich der jungen Liter­atur von der Er­zäh­lung über den Roman bis zur Lyrik.
“Auffliegendes Gras” von Jürgen Nendza, erschienen im Verlag, Peoetenladen, März 2022

Der Gedichtband ist im Verlag Poetenladen erschienen und kann hier erworben werden.

(Portraitbild von Dirk Skiba Fotografie)

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Über Wilhelm Lehmann

Biographie & Stimmen

Wilhelm Lehmann wurde am 4. Mai 1882 in Puerto Cabello (Venezuela) als Sohn eines Lübecker Kaufmanns und einer Hamburger Arzttochter geboren. Mehr lesen